Adieu Tommi
Als wir uns kennenlernten, 1994 in der Arena Vertical, da wolltest Du nur eins: klettern, klettern, klettern. Jahrelang warst Du morgens der Erste (“Der frühe Vogel pickt den Wurm.”) und abends gingst Du nur mit einigem Druck. Unvergessen sind mir Deine Versuche, eine Diagonale durch die große Wand zu klettern ohne geschraubte Griffe und Tritte zu benutzen. Irgendwann ist es Dir gelungen. Beharrlichkeit und Wille. Vieles haben wir zusammen gemacht in diesen Jahren, in denen Kindermilchschnitten zu unserer Währung wurden:“macht stark und schmeckt”.
Wir schufen gemeinsam aus der Arena Vertical eine lauschige Alm inmitten der Stadt. Blockhütten, Grillplatz und Kunstrasen waren die Zutaten. Ohne Deine Tatkraft und Deinen Sachverstand wäre das nicht gegangen. Viele Abende hockten wir dort, kletterten, schraubten und bauten. Endlose Diskussionen über Bewegungsabfolgen, unsere klettertechnischen Unzulänglichkeiten (“ewige Stagnation”) und den immerwährenden Streit mit der Hausverwaltung hielten uns auf Trab.
In guter Erinnerung ist mir die Pfalzwoche, die wir für das Jugendamt Wuppertal mit “schwererziehbaren” Jugendlichen organisiert haben. Es wurde auch deshalb ein so großer Erfolg, weil Du eine Führungsrolle übernommen hattest. Deine Gradlinigkeit und Deine Authenzität spürten die Jugendlichen. Sie erkoren Dich zu Ihrem Häuptling. Am Tag der Abreise flossen Tränen bei den Kids.
Viele intensive Momente in meinem Leben zu dieser Zeit verdanke ich Dir. Welch ein Spaß war die Live-Erstbegehung der Eigernordwand in den Studios von Harald Schmidt. Wie anstrengend die Sanierung der Hochhauswand in 70 m Höhe freihängend im Seil. Wie hirnrissig als wir uns im Donautal die tollen Mountainbikes liehen, um sie dann ausschließlich auf unseren Schultern querbeet zum Traumfelsen hochzuschleppen.
Natürlich haben wir uns auch gestritten, laut und heftig, engagiert eben. Du bist einem Konflikt nicht ausgewichen. Auch das schätzte ich so sehr.
Ich erinnere mich gerne an diese Zeit.
In den letzten Jahren hatten wir uns etwas aus den Augen verloren. Du bist nach Wuppertal ausgewandert, um in der dortigen Kletterhalle zu bauen und zu schrauben. Seitdem ich Dich kenne, war ein solcher Job Dein Wunsch.
Jetzt bist Du gegangen.
Das tut weh.
Viele Menschen werden Dich in ihrem Herzen behalten.
Ich auch.
Adieu Tommi.
Fritz
